Im Jahre 2020 fand die Lesung zum Thema Salz statt.
Vor 400 Jahren wurde die Soleleitung von Bad Reichenhall nach Traunstein gebaut. Dieses historische Ereignis wurde 2019 im ganzen Landkreis gebührend gefeiert. Überall fanden Veranstaltungen zum Thema Salz statt. Auf einer davon lasen die Chiemgau Autoren im Museum Salz & Moor in Grassau. Die Veranstaltung war gut besucht und fast der ganze Verein war anwesend. 24 Autoren präsentierten ihre Texte zum Thema Salz. Diese wurden anschließend in einer Anthologie veröffentlich. In dem Buch mit dem Titel: "Das Salz in der Suppe sind wir" ist Sabine Rosenberg mit dem Gedicht „400 Jahre Soleleitung von Bad Reichenhall nach Traunstein“ vertreten. Das Büchlein hat die Nummer 9783751901451 und ist bei Amazon erhältlich.

400 Jahre Soleleitung Reichenhall – Traunstein


Es war einmal ein kleines Salzkorn aus einer Natursole,
welches aus den Lagerstätten des Reichenhaller Beckens kam.
Es sickerte behände mit Wasser durch porösen Kalkstein
zum Haselgebirge, zu den allertiefsten Salzschichten,
an deren Grenzflächen löste sich das Mineral.
So entstand auf natürliche Art und Weise die Sole.
Das kleine Salzkorn freute sich über so viel Veränderung.
Ist der Salzabbau nicht etwa die älteste Fabrik der Welt?
Schon seit Ewigkeiten siedet der Mensch Salz.
Den Römern gehörten jahrhundertelang die Siedepfannen.
Sie brachten neue Technik ins germanisch-keltische Land,
später bekam der heilige Rupert die Saline als Geschenk.
Unser kleines Salzkorn gehörte jetzt der katholischen Kirche,
nicht für immer, nein, denn es kauften die Bürger der Stadt
das weiße Gold der Erde; das Salzkorn fühlte sich nun als Schatz,
den die bayrischen Herzöge erstanden bald
und schufen so eine neue Blüte für die Siedereien.
Macht und Herrschaft hatte der, der das Salz besaß.
Später floss unser kleines Salzkorn durch lange Holzrohre.
In der Renaissance, der Zeit des geistig-genialen Fortschritts,
die Entwicklung ging rasant schnell voran,
konstruierte Simon Reiffenstuel eine Solehebemaschine.
Das Gefälle nutzend floss es bald in tiefer gelegene Brunnhäuser.
Unser kleines Salzkorn war glücklich, es liebte den Wandel.
Dennoch ist seine Herstellung immerzu gleichgeblieben.
Man erhitzte die Sole, damit wird es zum Kristall.
Das Salz wird getrocknet, verpackt und verkauft.
Früher triftete man riesige Mengen Holz die Traun hinab
Holz wurde zur Erhitzung der Sole gebraucht.
In den letzten 200 Jahren ersetzte man Holz
durch Torf, später Kohle, dann durch Heizöl und Gas.
Mit elektrischen Strom betreibt die Saline man heute.
Dank moderner Technologie ist der Energieverbrauch
nunmehr äußerst gering. Doch galt in den alten Zeiten
der Bau der Saline schon als technische Meisterleistung.
Nun fließt unser kleines Salzkorn inzwischen schon lange
stets munter von Reichenhall nach Traunstein Tag für Tag.
Es ist bestimmt sehr glücklich über all diese verflossene Zeit.
Deshalb lasst uns gedenken dieses besonderen Tags,
als erstmals am 15. Juli 1619 die Sole wundersam
von Reichenhall nach Traunstein floss.

Sabine Rosenberg